10 
MAI 
2022

Meine Gedanken 24 Stunden bevor ich für ein Jahr in Australien lebe: 

Wie schlechtes zum guten Timing wurde

Da saß ich also - 5 Uhr morgens in meinem Kängeru Jumpsuit, hellwach und mit brennenden Augen, Kaffee vor mir, den Online-Check-In Countdown auf der Etihad Airways Website geöffnet, wartend und den Bildschrim anstarrend. So endet man, wenn man vier Jahre lang auf einen einzigen Tag hin gearbeitet hat und man kurz davor steht, alleine 16 Tausend Kilometer weit ans andere Ende der Welt zu fliegen.

In den letzten zwei Jahren hab ich wahrscheinlich öfter nach „Australien/ Neuseeland Grenzöffnung“ gegoogelt, als ich in meiner Schulzeit im Physikunterricht auf die Uhr geschaut hab. Die Zeit nach dem Abi über hatte ich drei verschiedene Jobs, hab mich in Acrylfarbe verliebt, an meinem Schreiben gearbeitet und so viele gute Momente mit den Menschen, die ich in dieser Stadt liebe, gesammelt wie nur irgendwie möglich gewesen ist. Es war also kein verschwendetes Jahr, aber zu sagen, es wäre nicht frustrierend gewesen auf etwas - und mit “etwas” meine ich meine Zukunft - zu warten, wäre eine Lüge. Also: Es gibt nichts auf der Welt, was ich am 11. Mai um 11.20 Uhr lieber tun würde als auf Platz 27A im Flugzeug nach Sydney zu sitzen.

Und damit: Willkommen auf meinem Reiseblog! Ich möchte auf dieser Seite so viel festhalten wie ich nur irgendwie schaffe. Alles, was sich wichtig anfühlt. Weil Leben schnell ist - immer schneller als mein Gedächtnis. Ich will für mein zukünftiges Ich etwas erschaffen, das stärker als die Zeit ist. Weil da Welten liegen zwischen dem Gedanken “Das werde ich nie vergessen” und dem, was man in 50 Jahren davon wirklich noch weiß. 

Meine Australien Bucket List

  • Babykoala halten
  • Selfie mit einem Quokka (eins streicheln ohne dabei gebissen zu werden)
  • Wombat streicheln
  • mit Kängerus den Sonnenuntergang beobachten
  • Schnorcheln im Great Barrier Reef
  • Zwergpinguine auf Phillips Island sehen 
  • Surfkurs
  • meinen ersten Fisch angeln 
  • am Whitehaven Beach zelten

Am 12. Mai gegen 11 Uhr EMT beziehungsweise 19 Uhr AEST lande ich in Sydney. Bin ich aufgeregt? Ja. Dreitausend Mal ja. Und zwar die Art von Ich-hab-sehr-schräge-Alpträume-und-kann-nicht-durchschlafen-aufgeregt. Das geht von Träumen, in denen keinen Job finde bis hin zum Punkt, an dem ich gegen ein Känguru kämpfe. (Nein, ich weiß nicht, wer gewonnen hat.) Die ersten vier Tage bin ich auf mich gestellt – zwei davon hab ich mir ein Hotel gebucht (Ankommen, Ausschlafen, Realisieren) - danach geht's ins Hostel, wo ich bis mindestens eine Woche lang bleiben werde. Ab Montag starte ich dann in ein 7-tägiges Programm einer Work & Travel Organisation inklusive Einführungsveranstaltungen und Ausflügen. Wie es dann weiter geht, plane ich vor Ort. 

 „Das Leben ist wie eine Pralinenschachtel, man weiß nie, was man kriegt.“ 

Mein Lieblingszitat aus Forrest Gump - und gleichzeitig die perfekte Beschreibung meiner letzten vier Monate in Deutschland. Bis Dezember bin ich fest davon ausgegangen, ich würde die verbleibende Zeit genauso verbringen wie bisher. Stattdessen bin ich mitten in meiner ersten Beziehung gelandet und werde nicht alleine nach Australien gehen. Mein Freund kommt Anfang Juli nach. Ja - vielleicht mutig sowas nach drei Monaten zu entscheiden, aber wie sagt man so schön: Wenn nicht jetzt, wann dann?  

Dass es vielleicht nicht immer einfach wird und dass alles passieren kann, ist klar. Aber auch das gehört dazu. Und trotzdem bin ich mir gerade sehr sicher, dass es genau das Richtige ist. Unsere Atemzüge sind begrenzt und ich finde, das genügt, um alles dafür zu tun, sie so glücklich wie nur irgendwie möglich zu verbringen. 

Ich glaube, das alles ist die Definition von Spontanität und ja, es ist verrückt.  Aber genau das ist das, was ich so an ihm und uns und dem „Jungsein“ so sehr liebe. Chaos gehört zum Leben, nicht bloß Schlechtes – Gott sei Dank auch Gutes. Und diese Liebe ist das beste Chaos, das mir je begegnet ist.

Und so wurde wirklich ungünstiges zum guten Timing – und mein Leben zum Mix aus romantischer Komödie und einer schlechten Folge Goodbye Deutschland. Alles in allem bin ich nie glücklicher gewesen. Ich liebe, was vor mir liegt und ich liebe nicht zu wissen, wohin mich die nächsten 12 Monate führen werden. Die Vorstellung zu studieren, mag ich zwar, aber die Vorstellung nach diesem Jahr noch weiter zu reisen – ob ein zweites Jahr Australien oder Neuseeland, Kanada, Asien – ich will alles sehen und ich halte sehr wenig von auf etwas Warten. Wieso warten, wenn es auch jetzt geht. Wieso irgendwo bleiben, wenn sich Reisen für mich gerade wie Ankommen anfühlt. Und wieso alleine ans andere Ende der Welt fliegen - wenn ich auch ein Stück zu Hause mitnehmen oder viel mehr nachkommen lassen kann. 

 - jill

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